Mit diesem dritten und letzten Beitrag beende ich die Newsreihe aus Redmond vom ALM Summit mit einigen Höhepunkten der letzten beiden Tage. Eine spannende Woche geht damit zu Ende und die vielen Impressionen der Konferenz wollen erst noch verarbeitet werden.
Den dritten Vortragstag hat Scott Porad mit seiner Keynote “Lean Startups, Cheezburger and You” eröffnet. Durch den großen Erfahrungsschatz von Scott mit Startup-Unternehmen, konnte er viele praktische Hinweise geben, wie man in immer schneller agierenden Märkten mithalten kann. Sehr interessant war der Vergleich zur OODA-Loop, welche als militärische Strategie während des Korea-Kriegs entstanden ist, um in schwierigen Situationen während des Lufteinsatzes dem Gegner voraus zu sein. Übertragen auf die Softwareentwicklung heißt dies durch kleinere, aber dafür schnellere Iterationen, eine frühere time-to-market zu erreichen und dies als Wettbewerbsvorteil zu nutzen. Eine weitere wichtige Aussage in der Keynote war: “Lean is not cheap.” Vielmehr steht die Konzentration auf wertschöpfende Aktivitäten im Vordergrund.
Aaron Bjork hat mit seiner Session “Un-managing Agile Teams” einige Einblicke in die Arbeitsweise von Microsoft gegeben. Als erstes ist er auf eine wichtige Frage eingegangen: Warum ist Agilität so wichtig? Die Antwort kurz aber auf den Punkt gebracht: “Higher velocity of business change”. Aaron hat von den Freiheitsgraden der Teams bei Microsoft gesprochen und darüber, dass man nach Möglichkeit eine Umgebung für seine Teams schaffen soll, in denen diese sich wohl fühlen und in den s.g. “pit of success” fallen können. Außerdem haben die Teilnehmer erfahren, wie in Aarons Teams mit den 3-Wochen-Sprints umgegangen wird und wie diese verschiedene Work Item Typen zur Organisation der eigenen Arbeit einsetzen.
Mit dem Vortrag “Developer Populism” haben Dave West und Mik Kersten darüber gesprochen, welchen Herausforderungen man sich in der ALM-brown-field-Praxis stellen muss. Nach ihrer Ansicht sind Kommunikation sowie der Informationsfluss wesentliche Bestandteile eines erfolgreichen Application Lifecycle Managements. In der Praxis erhöhen Feedbackschleifen jedoch die Komplexität des Flusses und die heterogenen Toollandschaften, die vorzufinden sind, tragen ihr Übriges zur Verflechtung der Prozesse bei. Die Empfehlung von Dave und Mik ist daher, eine gute Balance zu zwischen Einfachheit und Flexibiliät zu finden und sich dabei auch die Zeit zu nehmen, sich um den “Fluss” zu kümmern.
Mit “Agile Testing” hat Anutthara Bharadwaj neue Möglichkeiten für Tester mit dem TFS und Microsoft Test Manager (MTM) vorgestellt. Besonders im Bereich des explorativen Testens zeigte sie, wie man ganz ohne Installation zusätzilcher Software mit einem browserbasierten Testrunner explorativ testen kann. Außerdem hat Anu neues im Bereich der Testautomatisierung, insbesondere mit Bezug auf Coded UI Tests, vorgestellt. Konkret hat sie gezeigt, wie man mit wenigen Handgriffen einen aufgezeichneten Testlauf in einem Browser mit anderen Browsern wiederverwenden kann. Ein weiterer Aspekt ist Continuous Delivery. Testen hat sich von einer eigenen Phase im Gesamtlebenszyklus gewandelt und zu einem kontiuierlichen Begleiter entwickelt, weshalb ein hoher Grad an Automatisierung zur Sicherstellung des Status Quo plus manuelles, exploratives Testen wesentliche Katalysatoren für den Continuous-Deliery-Motor sind.
Israel Gat hat in seiner Plenary Session “Agile 2.0: Software Development in the Era of Open Graph” zum Nachdenken angeregt. Seinen Ausführungen zufolge befinden sich Dienstleistungen der heutigen Zeit in extremem Wandel und Unternehmen müssen sich diesen Veränderungen stellen. Aus “Everything-as-a-Servce” wird “Everything-is-a-Service”. Traditionelle Managementtheorien bauen auf einer gewissen Sicherheit in der Planung auf. Der schnelle Wandel der Märkte sowie die digitale Vernetzung führen nach Israel jedoch dazu, dass Unternehmen sich zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden müssen. Entweder sie bauen selbst eine wegweisende Plattform an APIs auf, an die sich andere Unternehmen mit ihren Diensten anhängen können oder sie schließen sich selbst an solche Plattformen anderer Unternehmen an. Besonders beeindruckend war eine Folie von Israel, in der er dieses Szenario der Vernetzung und gegenseitigen Nutzung von APIs anhand von konkreten Beispielen realer Unternehmen gezeigt hat.
Zum Abschluss des letzten Vortragstages hat Sam Guckenheimer in seiner Closing Keynote “Remaining the ALM” die Konferenz revue passieren lassen. Sam ist noch einmal auf den Build-Measure-Learn-Kreislauf und auf den Wandel von “Product development” hin zu “Customer development” eingegangen. Er beendete die Vortragstage der Konferenz mit folgendem prägnanten Satz: “There’s no place like production.”
Nach den Vortragstagen gab es am Freitag noch drei Post-Conference Workshops. Die Teilnehmer konnten sich über die Vortragsinhalte der vorangegangenen Tage hinaus noch mit folgenden drei Themen in Workshops beschäftigen:
- Enterprise Agility Is Not an Oxymoron
- Practices of Black Belt Scrum Developers
- Build, Deploy, Debug and Test Better with Visual Studio Lab Management
Rückblickend lässt sich der ALM Summit 2013 als rundum gelungenes Event beschreiben. Die Vielfalt an Themen, in die Breite und Tiefe sowie zum direkten Anwendungen in der Praxis als auch als Impuls zum weiteren Nachdenken, hat sicher für jeden etwas geboten. Nun heißt es also: Mitnehmen, nachdenken, anwenden und sich den Herausforderungen ständiger Veränderung stellen.